
Biodiversität
Lebensräume bewahren – Vielfalt fördern
Die biologische Vielfalt ist weltweit gefährdet: Rund ein Viertel aller Tier- und Pflanzenarten gilt heute als vom Aussterben bedroht. Natürliche Ökosysteme wie Feuchtgebiete sind bereits zu mehr als 85 % verschwunden. Treiber dieser Krise sind vor allem intensive Landnutzung, Verschmutzung, invasive Arten und der Klimawandel.1 Auch in Österreich zählen der Verlust artenreicher Wiesen, Überdüngung und die Aufgabe traditioneller Nutzungen zu den größten Gefahren für die Artenvielfalt. Der Schutz von Biodiversität beginnt schon im Kleinen – in Gärten, auf Balkonen oder auch auf Grünflächen der Universität Wien.

Die Universität Wien ist sich der Bedeutung des Schutzes und der Förderung von Biodiversität bewusst; derzeit besteht jedoch kein einheitliches Konzept zur Biodiversitätsförderung an den einzelnen Standorten. Auf Initiative freiwillig organisierter Vereine, engagierter Mitarbeiter*innen und Studierender gibt es an mehreren Standorten biodiversitätsfördernde Maßnahmen.
Botanischer Garten der Universität Wien
Der Botanische Garten der Fakultät für Lebenswissenschaften der Universität Wien leistet einen zentralen Beitrag zur Erforschung, Dokumentation und Erhaltung der biologischen Vielfalt. Mit rund 12.000 Pflanzenarten aus aller Welt ist der Garten nicht nur ein bedeutendes wissenschaftliches Archiv, sondern auch ein lebendiges Lernlabor für Studierende, Forschende und Besucher*innen, das zeigt, wie Biodiversität bewahrt und vermittelt werden kann.

Öko Campus Wien
Seit 2021 engagiert sich der Verein Öko Campus Wien für Artenvielfalt am Campus der Universität Wien und darüber hinaus. Ziel des Teams ist es, mitten in der Stadt neue biodiverse Lebens- und Lernräume zu schaffen, bestehende Grünflächen biodiversitätsfreundlich zu pflegen und zu schützen sowie Wissen über die Bedeutung biologischer Vielfalt weiterzugeben. Öko Campus Wien geht es dabei auch um Mitgestaltung von öffentlichem Raum und Teilhabe. Der Verein bietet regelmäßig Workshops und Führungen rund um Biodiversität an und schafft kollaborative Bildungsräume.

Aktivitäten des Vereins Öko Campus Wien sind u.a.
- Habitate schaffen und schützen
- Ersatzquartiere für Vögel und Fledermäuse
- Mosaikartige Sensenmahd am Campus: Die abschnittsweise Mahd mit Sensen ist eine Methode, um Wiesen so zu mähen, dass Insekten und Kleintiere geschont werden.
- Biodiversitätsmonitoring und Citizen Science
- Bildung, Vermittlung und politische Arbeit
- Kunst und Ökologie
- Mitarbeit in (inter)nationalen Netzwerken: AG Biodiversität Uni Wien, Allianz Nachhaltiger Universitäten und Gründungsmitglied im Netzwerk der Hochschulinitiativen für Biodiversität (HB)
Citizen Science bedeutet, dass interessierte Personen selbst zu Forschung beitragen können, etwa indem sie Daten sammeln, Beobachtungen melden oder Experimente begleiten.
Die Plattform iNaturalist verbindet Naturbeobachtung mit wissenschaftlicher Forschung. Nutzer*innen fotografieren Pflanzen, Tiere oder Pilze, laden die Bilder hoch und erhalten Bestimmungsvorschläge. Diese Beobachtungen werden von einer Community und Fachleuten überprüft und so zu verlässlichen Datensätzen. Forschende nutzen sie etwa, um die Verbreitung von Arten zu dokumentieren, Veränderungen durch den Klimawandel sichtbar zu machen oder Biodiversität im urbanen Raum zu erfassen.
Naturbeobachtung am Campus
Öko Campus Wien hat 2021 ein Projekt erstellt, in dem seither bereits rund 1.000 Arten am Standort Campus dokumentiert wurden.
Link zum Projekt: https://www.inaturalist.org/projects/oeko-campus-wien
Biodiversitätsfördernde Maßnahmen am UBB
Das CampSus Netzwerk unterstützt die nachhaltige Entwicklung der Fakultät für Lebenswissenschaften. Gemeinsam mit Studierenden und Mitarbeiter*innen wurde etwa eine ans Biologiegebäude (UBB) angrenzende Fläche mit insektenfreundlichen, dürreresistenten und einheimischen Pflanzen neu bepflanzt. Außerdem wurden Nisthilfen für Wildbienen gebaut. Die Fläche wird von Öko Campus Wien betreut.
Biodiversify UBB
Unter dem Motto Biodiversify UBB hat Öko Campus Wien 2024 eine weitere Fläche am UBB in Kooperation mit Gartenpolylog im Rahmen des EU-Projektes Co-creating Biodiversity in Urban Areas umgestaltet und renaturiert. In Kooperation mit der STV Biologie wurden Wildbienenlebensräume angelegt, Hecken mit heimischen Arten gepflanzt und Hochbeete in den Höfen aufgestellt. Ein Schwerpunkt lag auf Vielfalt und essbaren Pflanzen. Die Maßnahmen wurden mit Mitteln der Europäischen Union finanziert, die Hochbeete wurden mit einer Finanzierung der ÖH Uni Wien ermöglicht und vom Co-Bio Projekt co-finanziert.
Der Botanische Garten der Uni Wien hat beide Projekte mit Pflanzen unterstützt.

Rückblick: Biodiversitätstag 2024
Am 22. Mai 2024 stand der Campus auf Initiative der AG Biodiversität ganz im Zeichen der biologischen Vielfalt.
Luise ScheiberWie schützen wir die Artenvielfalt?
In einem Rudolphina-Schwerpunkt zeigen Forscher*innen der Universität Wien Wege auf, wie wir dem Verlust an Artenvielfalt entgegenwirken können.
Ian Ehm
Weiterführende Informationen
Forschungsverbund Umwelt & Klima (ECH)
Fakultäten, Zentren & Forschungsgruppen
- Department für Botanik und Biodiversitätsforschung (Fakultät für Lebenswissenschaften)
- Department für Funktionelle und Evolutionäre Ökologie (Fakultät für Lebenswissenschaften)
- Department für Mikrobiologie und Ökosystemforschung (Fakultät für Lebenswissenschaften)
- Institut für Geographie und Regionalforschung (Fakultät für Geowissenschaften, Geographie und Astronomie)
Forschungsschwerpunkte
Forschungsprojekte (Auswahl)
- AMooRe: Austrian Moor Restoration
- AmazonFACE – Auswirkungen erhöhter CO2-Konzentrationen auf den Amazonas-Regenwald
- DEPOCA: Ein Blick auf die Detrituspartikel des dunklen Ozeans: Herkunft, Zusammensetzung und Alter
- ECOTIP: Ökologische Kippkaskaden in den arktischen Meeren
- GloNAF: Globale eingebürgerte fremde Flora
- GreeNet: Grassland conservation across European landscapes protecting biodiversity and ecosystem services with ecological networks
- MARCO-BOLO: Langzeitbeobachtung der Biodiversität der Meeresküsten
- MARIPOLDATA: Die Politik der Daten zur marinen Biodiversität
- MICROCLIM: Eine mikroskalige Perspektive auf die alpine Flora im Klimawandel
- MOTIVATE: Transdisciplinary Approaches to Monitoring Biodiversity and Landscape Change in Europe
- NEREIDES: Neutral schwimmende Partikel in der Tiefsee: Turnover, Entstehung und globale Auswirkungen auf den marinen Kohlenstoffkreislauf
1 IPBES, 2019. Global assessment report on biodiversity and ecosystem services of the Intergovernmental Science- Policy Platform on Biodiversity and Ecosystem Services. E. S. Brondizio, J. Settele, S. Díaz, and H. T. Ngo (editors). IPBES Secretariat. (Report summary)